Portrait des Poeten Saadi von Hossein Fallahi

Jeden Tag ging ich an seinem Geschäft vorbei und starrte minutenlang in die Auslage. In Isfahan gibt es noch viele Geschäfte mit Miniaturmalerei, aber für mich gab es nur das eine. Die Kunstfertigkeit seiner Darstellungen ist überwältigend. Jedes mal, wenn ich davor stand, suchte ich einen unbedingten Grund, warum ich hinein gehen sollte, aber weder war Platz in meinem Gepäck noch hatte ich ausreichend Bargeld. Ich hatte gedanklich alles durchgespielt, Familie, Freunde, niemand hatte eine Jubiläum oder hätte große Freude an einer persischen Miniaturmalerei mit 2000 Jahre alten vorwiegend kriegerischen Szenen gefunden. Am letzten Tag, an dem ich eigentlich schon in Wien sein sollte, aber das ist eine andere Geschichte, bin ich jedenfalls hinein spaziert, und da saß links neben der Tür der Meister selbst.

Im Türkensitz auf einer Bank, thronte er und malte. Ich grüßte freundlich, schaute mich um und besprach so manches mit der Verkäuferin. Dann sprach er mich an, und wir begannen uns über Wien, Präsidentenwahlen und die Welt zu unterhalten, bis er mich einlud, mich zu ihm zu setzen. An irgendeiner Stelle musste ich gestehen, dass sich meine Liebe zur Malerei auf deren Betrachtung beschränkt. Ein leicht verächtliches Lächeln umspielte seine Mundwinkel und er meinte, wenn ich nur schreiben könne, dann müsse eben er für mich malen. Er nahm ein Blatt Papier von seinem Block, setzte den hauchdünnen Pinsel an und zeichnete hochkonzentriert, in einem Lauf dieses Portrait des Poeten Saadi, dasselbe, das er auch für Heinz Fischer bei seinem Staatsbesuch in Iran, gemalt hatte. Dann unterhielten wir uns über seinen Besuch in Wien, den Prater ….


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