Ich bin mit meiner Freundin Anne nach al-Salt gefahren, einer alten schönen arabischen Kleinstadt nahe Amman. Al-Salt liegt auf den Hängen zwischen zwei Bergen und auf einer dieser Erhöhungen thront eine alte Burg. Diese wollten wir natürlich besichtigen und wir sind bei 40 Grad mittags die Stufen hinaufgestiegen. Nach einiger Zeit sind diese Stufen im Leeren gelandet, weshalb Anne Zweifel hatte, ob wir wohl am richtigen Berg wären. Da ich bereits am Ende meiner Kräfte war und keinesfalls zurückwollte, um drüben wieder hinaufzuklettern, habe ich mit allem Gewicht, das ich zur Verfügung hatte behauptet, wir seien schon richtig und bin zur Unterstreichung meiner Gewissheit in einen Privatgarten gesprungen, an dessen Mauer die Stufen endeten.
Wir konnten unentdeckt hinaus huschen, auf der Straße hat uns dann ein Herr angesprochen und er meinte, wir wären quasi am Privatberg des Sheikhs und alle Häuser gehören zur Familie. Mit fehlenden Erklärungen, wie wir da hingekommen wären, habe ich mich auf Lächeln verlegt. Da wir uns in einem arabischen Land befinden, sind wir natürlich nicht verjagt worden, sondern bei einem Cafe im Haus des Sheikhs gelandet. Dieser ist bereits in den 70ern und strahlte richtige Autorität aus, er ist ein Freund des Königs und gehört einer der größten Familien in der arabischen Welt an. Dann kam noch der Sohn und Nachfolger und hat uns das älteste Haus der Familie mit einer unglaublichen Terrasse gezeigt, es gab Früchte, Datteln, Kaffee, Tee und nach einer Stunde hat uns der Driver zurück in die Stadt gebracht. Diese business card habe ich aufgehoben.
Szenen aus al-Salt. Bilder und Skizzen von der Malerin Renate Teuchmann
2 responses to “Der Sheikh”
Was für wunderbare Aquarelle! Erinnern mich – obwohl zarter – an August Mackes Tunisaquarelle! Was bedeutet Privatheit in dieser Kultur? Ist wohl ein Produkt der Aufklärung… Muss mal schauen, ob ich in der Geschichte des privaten Lebens etwas dazu finde. Aber bin gerade faul!
Faulsein bringt uns der arabischen Seele ein wenig näher. Für uns ist das so schwer! Ich glaube, es würde unsere Welt hier ein bisschen leichter und menschlicher machen. Heute wäre eine gute Gelegenheit:)