Ich bin an der University of Jordan am Language Center in das „Program for Non-Arabic-Speakers“ eingestiegen. Mein Aufnahmetest war rasch beendet, und ich landete ohne allzu viele Demütigungen bei den AnfängerInnen. Level 1 von 8 finde ich grundsätzlich beruhigend, klein anfangen entspricht meiner akademischen Selbsteinschätzung völlig – aber es sieht aus wie eine Lebensaufgabe!
Wir haben Sonntag bis Mittwoch täglich fünf Stunden Unterricht, die restliche Zeit ist Selbststudium, und die haben wir bitter nötig, um dem Unterricht halbwegs folgen zu können. Ein etwas gewöhnungsbedürftiger Charakterzug der akademischen ArabischlehrerInnen ist ihre Ungeduld mit Lernenden, verbunden mit einer Geringschätzung, die individuell unterschiedlich stark ausgeprägt ist, aber keinen Zweifel offen läßt, dass man sich den Zugang zur Klasse der Wissenden hart verdienen muss. Ich kann mich auch des Eindrucks nicht verwehren, dass der Begriff der modernen Pädagogik relativ zur regionalen Zone verstanden werden muss. Aber ich bin ausreichend selbstmotiviert und konnte die verunsicherte Arabischlehrerin beruhigen, dass ich kein Problem mit meinem Alter habe, und sie deswegen auch keines haben muss. Lernen ist hier noch ein Konzept für Junge, und das endet früh im Leben, denn auch der Araber stirbt nicht mehr mit 30.
Wir absolvierten bereits die ersten Examen. Nachdem meine letzte Prüfung der „open water diver“ Tauchkurs war, habe ich mich angestrengt. Ich zähle zu den guten Schülerinnen, wer hätte das gedacht? Es macht viel Spaß, aber es bringt genauso viel Verzweiflung und Zweifel an den eigenen Lernkapazitäten. Mein Ziel? Ich bin ja nicht verwegen und peile daher nicht alte arabische Poesie an, aber eine Zeitung lesen zu können oder mich an einer Konversation beteiligen zu können – irgendwann? Gestern habe ich mir ein arabisches Kinderbuch gekauft in der Hoffnung, darin bald die Bildunterschriften lesen zu können. Der Ausdruck dafür ist شوية شوية „schwei schwei“. “Langsam, langsam” oder “schön pomale” auf Wienerisch, das ist eines der grundlegenden Motti hier im Alltag.